Allgemeine Anzuchtanleitungen


Nachfolgend haben wir einige allgemeine Informationen zusammengestellt, die bei der Anzucht von exotischen Pflanzen generell von Bedeutung sind.


In unserem Anzuchtgewächshaus

Wann kann ausgesät werden?
Diese Frage wird uns sehr häufig gestellt und kann fast nie ohne weitere Informationen zufriedenstellend beantwortet werden. Prinzipiell kann man das ganze Jahr über aussäen, wenn man für die Keimung günstige Bedingungen schaffen kann. Ist es zu kühl, muß man zusätzlich heizen, ist es zu dunkel, muß mit Pflanzenlampen nachgeholfen werden. Kleine Zimmergewächshäuser mit Bodenheizung sind jetzt fast überall zu kaufen. Ergänzt mit einer 50cm Feuchtraum Neonleuchte hat man alles, um das ganze Jahr über anzuziehen. Natürlich muß dann nach einigen Wochen auch genügend Platz für die vereinzelten Sämlinge zur Verfügung stehen.

Sehr wichtig ist die Erde, in der die Anzucht erfolgt.
Wir nehmen 50% einer gedämpften, durchgesiebten Anzuchterde (durchgesiebt, weil die kleinen Holz- oder Torfklumpen, die normalerweise in käuflich erhältlichen Produkten enthalten sind, leicht schimmeln !) und 50% Lavabims.
Lavabims gibt es nicht überall zu kaufen, aber sicherlich Perlite, normalen Bimskies, oder grober Sand.
Kokosfasern eignen sich gut für die Vorkeimung von Palmensamen und anderen Species mit sehr langer Keimzeit. Weniger gut ist dieses Substrat für die Kultur, da es kaum Nährstoffe enthält. Man kann die Fasern zum normalen Substrat dazu mischen, sollte aber gleich einen Langzeitdünger beimischen, um einem plötzlichen Nährstoffmangel vorzubeugen.
Torfquelltöpfe sind nichts für eine professionelle Pflanzenanzucht, da sie viel zu viel Wasser speichern und leicht verpilzen. Unten in die Töpfe eine Schicht Blähton geben, damit überschüssiges Wasser gut ablaufen kann.
Nachdem die Samen ausgesät sind, von unten bewässern (Topf in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser stellen), bis die Oberfläche beginnt dunkler zu werden.

Licht
Ohne ausreichendes Licht vergeilen die meisten Sämlinge sehr schnell. Folge ist eine mangelhafte Standfestigkeit und Anfälligkeit für Pilzerkrankungen. Daher ist es von Oktober bis Mai unbedingt notwendig fehlendes Sonnenlicht durch Einsatz einer Pflanzenleuchte zu ergänzen!
Zuviel Licht, vor allem ungefiltertes Sonnenlicht kann aber auch schädlich sein. Abgedeckte Töpfe heizen sich sehr schnell auf und die maximal tolerable Temperatur wir überschritten, Minigewächshäuser in voller Sonne haben sehr schnell Temperaturen von über 70°C !. Blätter von Jungpflanzen oder Sämlingen verlieren unter voller Sonne zuviel Wasser und verbrennen

Wärme
Die Keimtemperatur der meisten Samen von exotischen Pflanzen liegt über der normalen Zimmertemperatur. Wo wir niedrigere Temperaturen angegeben haben, sollten diese auch eingehalten werden, sonst gehen die Samen nur verzögert auf (Winterkeimer). Vor allem aber Chile Pfeffer brauchen hohe Keimtemperaturen, sonst verfallen sie in eine Keimhemmung, die oft direkt in Fäulnis übergeht.
Wie bereits oben erwähnt, muß aber auch darauf geachtet werden, daß der Keimansatz nicht überhitzt. Nachdem die Samen gekeimt sind, geht man mit der Temperatur herunter und härtet die Pflänzchen langsam ab.

Stratifikation
Viele Spezies aus kühleren Regionen haben eine Keimhemmung, die nur durch eine andauernde Kältephase aufgehoben werden kann. Man lagert die Samen über Wochen bis mehrere Monate feucht und kühl ein und simuliert somit einen Winter, den die Samen vor ihrer Keimung erwarten. Einige Samen keimen dann bereits im Kühlschrank! Wird die Stratifikation nicht ausreichend lang durchgeführt, kann es sein, daß die Samen erst im kommenden Jahr keimen!

Gießen Gegossen wird bis zum Vereinzeln der Jungpflanzen grundsätzlich durch Einstellen der Töpfe in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser. Hartes Leitungswasser ist ungeeignet, dann besser Regenwasser nehmen. Man läßt etwas Wasser aufsaugen, was man leicht an der Zunahme des Gewichts des Topfes abschätzen kann und wartet nicht, bis die Oberfläches total naß ist. Jungpflanzen werden nicht naß gesprüht, denn unter diesen Bedingungen können sich schnell Pilzkrankheiten ausbreiten.

Düngung Bis zum Vereinzeln der Jungpflanzen muß normalerweise nicht gedüngt werden, denn käufliche Anzuchterde enthält bereits eine Grunddüngung. Danach sollte man nur düngen, wenn die Pflanzen Wachstum zeigen. Schwaches Wachstum bedingt durch ungünstige Bedingungen, Jahreszeit oder Krankheiten, kann man fast nie durch Düngung forcieren.

Nur die Hälfte einsetzen !
Unsere Samentütchen enthalten genug Samen, um immer die Hälfte für einen zweiten Versuch zu reservieren. Auch die grössten Experten haben Fehlversuche!

Sehr feine Samen
z.B Myrtengewächse wie Callistemon, Kunzea, Melaleuca, Kalanchoen, Stevia etc. haben sehr feine Samen. Dünn aussäen, sonst kann es einen dichten Rasen von Sämlingen geben, der sich schnell im Wachstum behindert. Zu dicht stehende Sämlinge unbedingt ausdünnen (Pinzette), sonst kann es zu Schimmelbildung und Fäulnis kommen.
Grundsätzlich von unten bewässern und nie die Oberfläche komplett austrocknen lassen!

Samen aus der Familie der Bignoniaceen (Tecoma, Tecomaria, Campsis, Tabebuia, Spathodea, Podranea und Doxantha)
Diese Samen sind sehr dünn und neigen dazu in der Keimphase zu faulen. Eine Verbesserung der Keimraten erzielt man, wenn die Samen zwischen feuchtem Küchenpapier vorgekeimt werden (in eine Plastikbox geben) und dann mit dem hakenförmigen Keim nach unten, nur leicht in das Substrat eingesteckt werden, so, dass ein Teil des Samens noch herausschaut.

Samen mit harter Schale (Erythrina, Caesalpinia, Brachychiton, Ipomoea) können auch mit einem sehr scharfen Messer (Teppichmesser etc.) seitlich angeschnitten werden, dabei darf aber der Embryo auf gar keinen Fall verletzt werden !
Die Keimrate wird hierdurch nur verbessert, wenn das Substrat, in das die Samen anschliessend gesetzt werden, hinreichend frei von Schimmelsporen und anderen Keimen ist (gedämpftes Substrat !) sonst kommt es sehr schnell zu Fäulnis !

Rauchwasser
Einige unserer Samen von endemischen Pflanzen aus Australien keimen besser, wenn man sie in verdünntem Rauchwasser einweicht. Dieses Verfahren wird von Wissenschaftlern des Kings-Park in Perth intensiv untersucht. Allerdings sind gute Rauchwasserprodukte nur schwer zu bekommen.

Kochendes Wasser
Ja, einige Samen keimen besonders gut, wenn man sie mit kochendem Wasser überbrüht! Besonders bei Akazien und anderen Schmetterlingsblütlern ist diese Methode wichtig, sonst keimen sie nur sehr langsam und unregelmässig, oder überhaupt nicht.

Wasserstoffsuperoxid als Keimbeschleuniger Man gibt die Samen in eine 0,3%ige Lösung (mit abgekochtem Wasser verdünnen). Als gefäß wird ein Twist-Off-Gläschen verwendet. Da sich das H2O2 am Licht schnell zersetzt, wird das Glas mit Alufolie eingewickelt. Etwa einmal pro Woche wird die Flüssigkeit ausgetauscht. Wir haben bisher sehr gute Ergebnisse bei langsam keimenden Samen wie z.B. Strelitzia, Ravenala, Beaucarnea, Gloriosa und Passiflora erzielt. Hier konnte die Keimdauer erheblich verkürzt werden.

Schimmel, Vermehrungspilze !
Pilzwachstum auf der Oberfläche der Anzuchterde ist sehr gefährlich für die jungen Keimlinge. Man sollte sofort versuchen, die Fäden (Vermehrungspilz)oder Tupfer mit einer Pinzette zu entfernen.
Es hilft auch ein speziell für die Anzucht geeignetes Pilzmittel in die Oberfläche einzubringen.
Alle Samen sollte man nach den Einweichen sehr gut säubern (große Samen mit einer alten Zahnbürste abbürsten)

Vereinzeln Die Zungpflänzchen sollten vereinzelt werden, wenn sie mindestens ihr zweites echtes Blattpaar ausbilden (Keimblätter zählen nicht mit. Dazu den Topf seitlich halten und durch Klopfen auf die Unterseite den Inhalt vorsichtig auf eine Unterlage beförden. Die Pflänzchen vorsichtig auseinander teilen, die Wurzeln leicht einkürzen und in vorbereitete Töpfe mit frischem Substrat setzen. - Angießen und in den ersten Tagen schattig stellen, bis die Pflänzchen den Schock überstanden haben. Danach vorsichtig an volles Licht gewöhnen.

Überwinterung
Alle Pflanzen, die nicht ausreichend Winterhart sind, brauchen ein geeignetes Winterquartier. Die meisten tropischen Pflanzen vertragen keine langen Zeiträume unter +15°C, während man bei Pflanzen aus den Subtropen und dem Mittelmeer oft bis an den Gefrierpunkt gehen kann, wenn tagsüber eine deutliche Erwärmung möglich ist. Im Wohnbereich sind die Temperaturen zu hoch, die Luft ist zu trocken und es fehlt Licht. Hier muß man öfter besprühen und durch Pflanzenleuchten ergänzen, sonst kommt es zu einem vergeilten Wachstum während der Wintermonate. Je kühler die Überwinterung ist, desto trockener kann man die Pflanzen halten, denn unter diesen Bedingungen wird der Stoffwechsel deutlich heruntergesetzt. Laubabwerfende Pflanzen eignen sich auch für eine völlig dunkle Üeerwinterung in einem sehr kühlen Keller. Winterharte Jungpflanzen sollten im ersten Kulturjahr grundsätzlich frostfrei überwintert werden. Die kleinen Pflanzen sind zu schwach, um strengen Frost zu überstehen und oft reicht ihr Wurzelwerk noch nicht tief in den Boden hinab, um bei Frostwetter Feuchtigkeit zu sammeln. Für fast alle winterharten Pflanzen gilt, daß sie in Töpfen und Containern wesentlich weniger Frost oder überhaupt keinen vertagen! Das liegt daran, daß die Wurzeln, wenn der Topf durchgefroren ist, keinerlei Feuchtigkeit mehr aufnehmen können (Eis!) und die Pflanzen schnell vertrocknen. Vor allem bei eBay werden viele Bananen und Palmen als in Europa winterhart angeboten. Niemand sollte auf diese unseriösen Angebote hereinfallen. Vor allem schnell wechselnde Perioden zwischen Frost und hoher Nässe führen ohne erhebliche Schutzmaßnahmen zu einem schnellen Verfaulen des Wachstumsscheitels. In den Ursprungsländern, in denen eine gewissen Winterhärte beobachtet wurde, sind die Bedingungen trocken und konstant, die Pflanzen sind über eine langen Zeitraum abgehärtet.