Anzuchtanleitung
Saatgut Lagerung
Saatgut muss trocken und kühl gelagert werden. Sollten Sie das in diesem Shop erworbene Saatgut nicht unmittelbar nach Erhalt aussäen, ist eine angemessene Lagerung sicherzustellen. Nur so kann die Qualität des Saatgutes und dessen Keimfähigkeit auch über einen längeren Zeitraum erhalten bleiben.
Legen Sie die luftdicht verschweißten Samenpäckchen, so wie erhalten, in eine luftdicht verschließbare Box und geben Sie etwas Trockenmittel hinzu. Lagern Sie diese in einem Kühlschrank ein und vermeiden Sie die Box bis zur Verwendung des Saatgutes wiederholt zu öffnen. Mit dem Öffnen dringt neue Luftfeuchtigkeit in die Box hinein, und mit steigender Luftfeuchtigkeit, steigt das Risiko einer Qualitätsminderung des Saatgutes.
Falls einzelne Samenkörner aus den luftdicht verschweißten Tüten entnommen werden, so sollten die verbleibenden Körner im Anschluss erneut luftdicht verschweißt werden. Zip Lock Bags sind sehr praktisch, allerdings nicht für die Saatgutlagerung zu empfehlen, da sie nicht luftdicht verschlossen werden können.
Keimung
Die Keimung von Chili- und Tomatensamen ist sehr ähnlich. Der maßgebliche Unterschied besteht darin, dass Tomatensamen bei Raumtemperatur um 22 Grad keimen, und Chilisamen bei etwa 28-29 Grad Celsius.
Wir empfehlen sowohl für für Aussaat von Tomaten- als auch Chilisamen das folgende Setup:
In einer Thermobox (Styroporbox) mit Heizmatte kann die Wärme während des Keimprozesses ideal gespeichert werden, und es geht nur sehr wenig Energie verloren (energieeffizient). Semillas nutzt Polypropylen Boxen mit 50 Liter Volumen (60x40x33cm) der Firma Thermohauser (Verkauf beispielsweise durch Amazon).
Pro Grow Box wird eine Heizmatte mit Thermostat benötigt, welche die Temperatur im Inneren konstant auf 28 Grad (+/- 1 Grad) halten kann. Semillas verwendet die Heizmatten der Firma Lerway in der Größe 25x50cm (Verkauf beispielsweise durch Amazon).
Wichtig ist, dass die Temperatur im Inneren niemals über einen längeren Zeitraum über 30 Grad ansteigt, da dies zum Überhitzen des Saatgutes führen kann, welches dann untauglich ist. Bei einer Temperatur unter 28 Grad dauert der Keimprozess entsprechend länger oder wird bei besonders niedrigen Temperaturen ggf. ganz abgebrochen. Diese Angaben beziehen sich auf das Keimen von Chilisamen. Tomatensamen keimen bei Raumtemperatur (um 22 Grad).
Sowohl Tomatensamen als auch Chilisamen können direkt in der Anzuchterde gekeimt werden. In beiden Fällen empfiehlt sich die Vorbehandlung des Saatgutes (Einweichen), um beste Keimerfolge zu gewährleisten. Im Fall aller Capsicum chinense und Capsicum pubescens Sorten ist eine Vorbehandlung unumgänglich, da das Saatgut ohne diese ggf. überhaupt nicht keimt. Das Semillas Team empfiehlt das Einweichen in einer 1% Salpeter Lösung (1g Salpeter auf 100ml destilliertem Wasser) während 24 Stunden unmittelbar vor der Aussaat.
Im Internet wird häufig das Einweichen des Saatgutes in Tee vorgeschlagen. Davon ist in jedem Fall abzuraten, da Tee nicht steril ist, und sich leicht Bakterien auf der Oberfläche des Saatgutes ansiedeln. Im feuchten Umfeld der Anzuchterde kann es dann zu Fäulnis kommen (erkennbar an der braunen Verfärbung der Samenkörner), und das Saatgut stirbt ab.
Um Larven und andere Schädlinge in der Anzuchterde vor der Aussaat weitestgehend zu eliminieren, kann die Anzuchterde vor der Aussaat im Ofen leicht gedämpft werden. Hierzu gibt man diese auf ein Backblech, benässt sie mit einer Sprühflasche mit Wasser und gibt sie bei 65 Grad während 20-30 Minuten in den Backofen. Geben Sie vorab kochendes Wasser (z.B. aus dem Wasserkocher) auf ein zusätzliches Backblech, so dass der Ofen mit Wasserdampf gefüllt wird, bevor die Erde zum Dämpfen hinein gegeben wird. Lassen Sie die Erde vollständig abkühlen, bevor Sie diese für die Aussaat vorbereiten.
Mischen Sie zwei Teile der abgekühlten Anzuchterde mit einem Teil Vermiculite (für eine spätere optimale Drainage). Geben Sie das Substratgemisch in Ihre kleinen Anzuchttöpfe und füllen Sie diese etwa zu zwei Dritteln. Drücken Sie die Erde mit einem kleinen Glas vorsichtig an.
Verteilen Sie die vorab vorbehandelten Samen mit einer Pinzette vorsichtig und mit möglichst großem Abstand zueinander auf der Anzuchterde in den Töpfchen. Beschriften Sie das Töpfchen unmittelbar mit dem Namen der Sorte, um späteren Verwechslungen vorzubeugen. Füllen Sie das Töpfchen mit etwa 2-3 weiteren Esslöffeln Substrat auf und drücken Sie die Erde erneut mit einem Glas leicht an.
Stellen Sie die Töpfe in ein mit lauwarmem Wasser gefülltes Gefäß. Warten Sie bis sich die Oberfläche des Substrates dunkel färbt und die Erde im Töpfchen gänzlich voller Wasser gesogen ist. Füllen Sie während dessen ggf. Wasser von unten nach. Legen Sie anschließend ein entsprechend zugeschnittenes Glasplättchen auf jeden Topf und stellen Sie diese vorsichtig in ihre vorbereiteten Grow Boxen mit Heizmatte (auf 28 Grad Celsius eingestellt). Im Fall der Tomaten ist es ausreichend die Töpfe an einem dunklen Ort bei Raumtemperatur zu platzieren. Alternativ kann auch eine Grow Box ohne Heizmatte verwendet werden.
Kontrollieren Sie die Temperatur im Inneren der Boxen über ein zusätzliches Thermometer, falls der Thermostat der Heizmatte ausfällt oder einen Defekt aufweist.
Tomaten- und Chilisamen keimen im Dunkeln und in Ruhe. Vermeiden Sie es während des Keimprozesses ständig die Grow Boxen zu öffnen oder gar die Glasplättchen auf den Töpfen anzuheben. Saatgut von Semillas ist qualitativ hochwertig. Unter idealen Bedingungen – wie in dieser Anleitung beschrieben – sollten Sie Keimraten von mindestens 90% erzielen. Ein Unterbrechen des Keimprozesses mindert diese Rate.
Sämlinge
Tomatensamen keimen in der Regel nach wenigen Tagen. Bei Chilis variiert die Keimdauer je nach Sorte sehr stark. Während einige Köpfe bereits nach einer Woche an die Erdoberfläche kommen, kann es bei anderen mehrere Wochen dauern. Insbesondere Wildsorten haben eine sehr lange Keimdauer. In diesem Fällen ist es besonders wichtig, dass die Temperatur konstant gehalten wird und die Erde während der langen Zeit niemals ganz austrocknet. Ein Austrocknen der Erde beendet den Keimprozess und somit auch die weitere Entwicklung des Keimlings.
Wurde die Erde vor dem Platzieren in der Grow Box gut durchfeuchtet und ein Glasplättchen auf dem Topf aufgelegt, ist der Treibhauseffekt, der sich somit unter der Platte bildet, in der Regel ausreichend, um die relativ kleine Menge Erde über diesen langen Zeitraum konstant feucht zu halten. Bei Bedarf kann sonst vorsichtig von unten etwas lauwarmes Wasser nachgegossen werden.
Sobald eine Mehrzahl Sämlinge mit dem Kopf an die Glasplatte stößt, müssen sie an einen kühleren Ort gestellt werden. Man entfernt nun die Glasplättchen und stellt die Sämlinge bei Raumtemperatur unter eine Grow Lampe. Semillas verwendet ein LED Full Spectrum Grow Light der Marke Sonlipo (Verkauf beispielsweise durch Amazon). Meistens lösen sich die Hülsen der Samenkörner automatisch, wenn der Kopf durch die Erde nach oben vordringt. Ist dies nicht der Fall, kann man die Hülse vorsichtig benässen (einsprühen) und somit aufweichen. Dann drückt man die Hülse an der Kantenseite vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger zusammen und zieht sie ganz langsam und vorsichtig von den Keimblättern herunter.
Verweilen die Sämlinge in diesem Stadium zu lange in der warmen Box ohne Licht, beginnen sie in die Höhe zu schießen, vergeilen und kippen um. Der Wechsel an einen kühleren Ort mit speziellem Licht stellt ein langsames und kräftiges – und somit gesundes – Wachstum sicher.
Da insbesondere zu Jahresbeginn, wenn ausgesät wird, nicht ausreichend natürliches Licht vorhanden ist, ist der Einsatz einer Grow Lampe unerlässlich. Die vermeintlich hohe Anfangsinvestition lohnt sich in jedem Fall. Denn Pflanzen, die nicht von Beginn an mit ausreichend viel Licht versorgt werden, sind später oft sehr empfindlich, kippen leicht um und werden schneller von Pilzen oder Insekten befallen (Läuse, weiße Fliege etc.). Moderne Grow Lights, wie das oben empfohlene, imitieren das natürliche Tageslicht, verfügen über Dimmer, Zeitschaltuhren und Tages- und Nachtmodi.
Im Fall der Tomatensämlinge verhält es sich ähnlich. Sobald diese an die Glasplättchen anstoßen, müssen sie unmittelbar unter künstliches Licht gestellt werden, um das Vergeilen zu vermeiden und einen kräftigen Wuchs zu sichern.
Sollten die Pflanzen nicht in einem Gewächshaus mit hoher Luftfeuchtigkeit angezogen werden, so empfiehlt es sich die Umgebung regelmäßig mit Wasser einzunebeln. Zudem kann ein Ventilator auf niedriger Stufe geschaltet werden. Die Luftbewegung, die den natürlichen Wind nachahmt, hilft den Pflanzen sich von Beginn an kräftig zu entwickeln. Vorsicht: hier soll kein Sturm imitiert werden, sondern eine leichter Briese nachgestellt. Der Ventilator hat den positiven Nebeneffekt, dass er den Anbaubereich zusätzlich herunter kühlt. Grow Lampen erzeugen viel Wärme – oftmals zu viel. Stellen Sie sicher, dass die Tages- und Nachttemperaturen in dieser Phase im Idealfall zwischen 18 und 22 Grad liegen.
Da durch das Entfernen der Glasplättchen der Treibhauseffekt im Töpfchen verloren geht, und durch das künstliche Licht viel Wärme von oben erzeugt wird, müssen die Sämlinge natürlich regelmäßig gewässert werden. Um ein gesundes Durchwurzeln zu begünstigen, wird von unten bewässert. Stellen Sie Ihre Töpfe also in eine Schale und gießen Sie immer dann ein wenig Wasser nach, wenn die Oberfläche des Substrates beginnt anzutrocknen. In diesem Stadium darf die Erde auf keinen Fall ganz austrocknen. Die Pflanzen dürfen aber auch nicht nass stehen. Eine regelmäßige Kontrolle ist also unabdingbar. Das verwendete Wasser sollte nicht stark gechlort und auch nicht zu hart sein.
Bedenken Sie im gesamten Prozess der Anzucht: es geht darum Kulturbedingungen aus der Natur zu imitieren und zu professionalisieren.
Je näher Sie mit Ihrem Set-Up an natürlichen Prozessen sind bei gleichzeitiger Eliminierung von Störfaktoren, desto höher Ihre Erfolgschancen.
Dabei nutzt man den Stand der Technik und die Erfahrungswerte jahrzehntelangen Anbaus, um diese Prozesse zu perfektionieren – und somit einen Idealzustand herzustellen, der jenen aus der Natur übertrifft. Im Ergebnis sollten dann gesunde, kräftige Pflanzen mit satten, dunkelgrünen Blättern stehen. Je stärker Ihre Sämlinge, desto größer die Chance, dass diese sich auch später als große Pflanzen gut entwickeln, wenn sie nach draußen gebracht und den echten natürlichen Bedingungen (inklusive Witterung und Schädlingen) ausgesetzt werden.
Vereinzeln
Nachdem die kleinen Pflanzen ihr zweites Paar echter Blätter entwickelt haben, können sie vereinzelt werden. Hierbei gilt das Prinzip: nur die Stärksten überleben. Weiter kultivieren sollten man in diesem Stadium somit jene Pflanzen, die sich bereits zu diesem Zeitpunkt als die Kräftigsten und Gesündesten hervorgetan haben. Zudem sollte man nicht in der prallen Sonne oder an einem besonders heißen Tag vereinzeln, um die Pflanzen nicht unnötig zu stressen.
Zum Vereinzeln trennt man mit beiden Daumen den Wurzelballen auseinander, so dass die Pflanzen mit Wurzeln nebeneinander aufgereiht in den Händen liegen.
Dann beginnt man diese von den äußeren Seiten einzeln vorsichtig aus dem Ballen herauszulösen. Die Besten werden in 1L Töpfen weiter kultiviert oder direkt in die Endtöpfe gesetzt. Semillas arbeitet je nach Sorte mit 10 und 30 Liter Töpfen. Anstelle der Anzuchterde werden nun zwei Teile Torfkultursubstrat mit einem Teil Vermiculite gemischt. Nach dem Vereinzeln müssen die Pflanzen direkt angegossen werden.
Stellen Sie Ihre Pflanzen erst dann nach draußen, wenn kein Nachtfrost mehr zu erwarten ist. Sowohl Chilis als auch Tomaten benötigen viel Licht und Wärme für eine ideale Entwicklung. Sind diese Bedingungen nicht gegeben, können die Pflanzen zwar ggf. überleben, sie werden sich aber nicht gesund weiter entwickeln und die gewünschten Ernteergebnisse liefern. Manchmal empfiehlt es sich die Pflanzen noch etwas länger im geschützten Indoor Bereich zu belassen und dafür keine unumkehrbaren Rückschläge zu erleiden. Bei häufigem Niederschlag und Bedrohung durch Hagelschäden, sollten Sie Ihre Kulturen auf jeden Fall an einem geschützten, ggf. überdachten Ort platzieren. Auch starker Wind kann zum Problem werden. Zudem ist direktes Sonnenlicht zu vermeiden, da die Pflanzen ansonsten Sonnenbrände erleiden. Nutzen Sie Schattierungen, um dem vorzubeugen.
Dünger
Kultursubstrate sind in der Regel vorgedüngt, so dass in der Anfangsphase der Kultur gar nicht gedüngt werden muss. Etwa zwei bis drei Wochen nach dem Keimen empfiehlt es sich in das Bewässerungswasser einen flüssigen Volldünger entsprechend Anleitung zu geben. Dieser Dünger sollte ein ausgewogenes Verhältnis von N-P-K (Stickstoff – Phosphor – Kalium) haben oder etwas mehr Kalium betont sein. Zu hohe Stickstoffwerte führen zu einem schnellen und unerwünschtem Längenwachstum. Entsprechend des Wachstums der Pflanzen wird im Abstand von 1-2 Wochen erneut gedüngt. Vermeiden Sie Überdüngungen.
In der späteren Phase der Kultur eignet sich die Zugabe von Langzeitdüngern, wie beispielsweise Osmocote oder Basacote in das Substrat. Vor allem Capsicum chinense Arten benötigen für eine gesunde Blattentwicklung Kalzium, das man in Form von Knochenmehl in die Oberfläche des Substrates einmischt.
Haben die Pflanzen eine gute Größe erreicht, wechselt man auf einen etwas mehr Phosphor betonten Dünger, um eine kräftige Blütenknospenbildung zu erreichen. In diesem Stadium sollte nicht mehr zu viel Stickstoff gegeben werden, da die Pflanzen sonst sehr groß werden, aber keine Blüten ausbilden.
Das Semillas Produktionsteam verwendet u.a. Hakaphos Verde von Compo Expert (15-10-15).
Weitere Kultur
Je nach Wachstumsfortschritt und Anforderungen durch die jeweilige Sorte, werden die Pflanzen in größere Töpfe gesetzt. Es empfiehlt sich mindestens 8 Liter große Töpfe zu verwenden, ausgenommen einige Zierchilisorten, die im Bonsai Stil in 2 Liter Töpfen gezogen werden können. Wer einen großen Ertrag generieren möchte und ausreichend Platz zur Verfügung hat, sollte an der Topfgröße nicht sparen und bei starkwüchsigen Sorten auf Container mit 30 Liter Volumen gehen. Tomaten sollten immer in großen Containern angebaut werden, um ideale Ernten zu generieren.
Ein Auspflanzen in den Garten empfiehlt sich bei Chilis nur in sehr milden Gegenden und mit robusten Sorten. Bei regnerischem und kaltem Wetter muss man die Pflanzen durch einen Folientunnel schützen können, sonst kommt es zu Verzögerungen im Wachstum oder gar Ausfällen. Tomaten sind in der Regel etwas widerstandsfähiger. Aber auch hier ist ein Anbau in großen Containern von Vorteil, da diese eine bessere Kontrolle über die Versorgung mit Nährstoffen ermöglichen (effizientes Kultivieren). Beim Anbau im Garten / Boden hat man in der Regel deutlich höhere Verluste bei der Bewässerung.
Ihr Anbauerfolg ist für das Semillas Team entscheidend. Wenn Sie weitere Rückfragen zum Thema haben, senden Sie gerne eine Anfrage über das Kontaktformular in diesem Shop. Vergessen Sie dabei nicht, Ihre Bestellnummer mit anzugeben, damit die Mitarbeiter bei Ihrer Beratung direkt Bezug auf die von Ihnen erworbenen Produkte nehmen können.