Chili-Kultur A-Z

Einführung | Material | Erde | Vorbehandlungen | Aussaat, wann?
Aussaat, wie? | Licht | Temperatur | Vereinzeln | Bewässern | Düngung | Weitere Kultur

Einführung

Chili-Pflanzen, botanisch Capsicum annuum, sind seit tausenden von Jahren in Kultur und aus einigen Wildformen hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine schier unübersehbare Vielfalt von Kulturformen entwickelt.

Die meisten dieser Kulturformen verteilen sich auf 5 Hauptgruppen:
  • Capsicum annuum mit den wichtigesten Kulturformen Ancho, Gemüsepaprika, Jalapeño, ungarische Paprika, Serrano.
  • Capsicum baccatum ist die hochinteressante Gruppe der südamerikanischen Aji´s
  • Capsicum chinense mit den wichtigen Kulturformen Habanero und Scotch Bonnet
  • Capsicum frutescens mit dem bekannten Tabasco
  • Capsicum pubescens sind Hochlandchili, die Rocoto und Locoto genannt werden.


  • Die Chili-Anzucht ist nicht besonders kompliziert, erfordert aber ein paar Vorkehrungen, die im folgenden Text behandelt werden.

    Material

    Folgende Materialien schlagen wir für die Anzucht vor:
  • Saubere oder neue Töpfe aus Plastik in verschieden Größen

  • Glasquadrate oder Plexiglas um die Töpfe abzudecken

  • Schale oder Haushaltsschüssel mit hohem Rand zum Bewässern

  • Eine feine Anzuchterde aus Torfprodukten, auch Torfkultursubstrat I genannt

  • Später Kulturerde aus Torfprodukten, auch Topf- oder Containersubstrat genannt

  • Agro-Perlite und Vermiculit, um der Erde eine bessere Drainage zu geben

  • Optional, um so früh wie möglich anzufangen:
  • Beheizbares Minigewächshaus und thermostatisierte Keimbox

  • Pflanzenleuchte(n) mit Neonröhre(n) Tageslicht reinweiß, Typ 865


  • Professionell und für gute Ergebnisse:
  • Beheizbares Gewächshaus

  • Gewächshausbeleuchtung mit Strahlern


  • Die Erde

    Die Anzuchterde muß keimarm und gut drainiert sein. Wir mischen 8 Teile Torfkultursubstrat mit vier Teilen Agro-Perlite und zwei Teilen Vermiculit.
    Wer keine Möglichkeit hat Perlite und Vermiculit zu besorgen, kann auch groben Spielsand nehmen.

    Vorbehandlung der Samen

    Selbstverständlich kann man Chili-Samen einfach in feuchte Erde aussäen, aber zur Erzielung höherer Keimraten und einer gleichmäßigeren Keimung empfiehlt es sich die Samen vorzubehandeln.

    Alle Samen werden eingeweicht, denn nur wenn das Korn genügend Feuchtigkeit aufgenommen hat, wird der Keimprozeß gestartet.
    Die Einweichdauer ist 24h, Samen die sehr trocken waren und nach 24h immer noch schwimmen, werden weitere 24h eingeweicht.

    Man gibt die Samen in eine kleines Gefäß (z.B. Schnapsglas, besser verschließbare Plastikgefäße, z.B. Labor & Praxis  Versandgefäß 20ml) füllt mit lauwarmem Wasser auf, dem man zur besseren Benetzung der Samen eine geringe Menge Spülmittel zugesetzt hat und stellt alles an einen sehr warmen Platz oder in das auf etwa 28-29°C vorgeheizte Mini-Gewächshaus.

    Zur Verhinderung von Keimwachstum (Fäulnisbakterien) geben wir auf 8 Teile Wasser einen Teil 3%iges Wasserstoffperoxyd = H2O2 (Apotheke). Hat man diese Lösung nicht zur Verfügung, muß das Wasser alle 12h ausgetauscht werden.
    Bei den kleinen Samen von ChilTepin, Pequin, Serrano, Zierchili und einigen Capsicum chinense Arten, wie z.B. orange Habaneros und Scotch Bonnets hat es sich bewährt, die Samen in einer 1-2%-igen Salpeter-Lösung einzuweichen. Dazu löst man 2g KNO3 in 100-200ml Wasser.
    Salpeter in Portionen á 2g gibt es in unserem Shop zu kaufen, einfach unter Suche Salpeter eingeben.

    Wann wird ausgesät?

    Diese Frage wird uns sehr oft gestellt. Die Antwort ist nicht eindeutig, denn sie richtet sich nach den Möglichkeiten, die jeder hat. Grundsätzlich sollte man Chili so früh wie möglich aussäen, denn sie haben oft eine sehr lange Kulturzeit. D.h. bei später Aussaat werden die Früchte bis zum Herbst nicht mehr reif.

    Hat man ein Minigewächshaus, Pflanzenlampen und einen Raum, in dem man die vereinzelten Pflanzen bis zum Fühjahr vorkultivieren kann, bietet es sich an, bereits im Januar mit der Kultur zu beginnen.
    Wer diese Möglichkeiten nicht hat, sollte bis März warten und Sorten mit frühem Fruchtansatz bevorzugen (Capsicum annuum).

    Wie wird ausgesät?

    Man füllt die oben erwähnte Substratmischung in einen 8er Topf bis etwa 2/3 Höhe und drücht sie mit einem Löffel leicht an.
    Mit einem Bleistift werden kleine Löcher in die Erde markiert,in die dann die eingeweichten Samen maximal 5mm tief hineingegeben werden.
    Man klopft leicht an den Topfrand, damit sich die Löcher verschließen und drückt die Oberflache nocheinmal leicht an (Löffel)
    In die Schale (auch eine Haushaltsschüssel ist geeignet) gibt man lauwarmes Wasser und stellt die Aussaattöpfe hinein.
    Nun läßt man Wasser ansaugen, bis sich die Oberfläche dunkel verfärbt.
    Die Töpfe werden aus dem Wasser genommen und mit der Glas-, bzw. Plastikplatte abgedeckt und sofort warm (25-30°C) aufgestellt. Temperatur mit einem Minimum-Maximum-Thermoter kontrollieren! Abgedeckte Töpfe nie in die Sonne stellen, denn sie überhitzen schnell, auch das direkte Aufstellen auf einen Heizkörper ist riskant.
    Für die Keimung der Samen ist kein Licht erforderlich, nur relativ hohe Temperaturen. Liegt die Temperatur unter 25°C kommt es zu einer erheblichen Verzögerung der Keimung und bei besonders wärmebedürftigen tropischen Sorten zu Ausfällen!

    Unter optimalen Bedingungen zeigen sich je nach Sorte ab wenigen Tagen nach Aussaat die ersten Keimlinge, es gibt aber auch Sorten bei denen es bis zu zwei Wochen oder länger dauern kann. Wichtig ist in dieser Phase, daß die Erde nicht austrocknet, daher wählen wir immer eine Abdeckung für jeden Topf.
    Wollen Samen nicht keimen, kann man den Vorgang starten, wenn man die Töpfe jeweils einen halben Tag kühler stellt, also einen Tag-Nacht-Zyklus simuliert.
    Das Licht

    Sind die Samen gekeimt und die Sämlinge etwa 1-2cm hoch, benötigen sie helles Tageslicht, um eine dunkelgrüne Blattfarbe und ein buschiges Wachstum zu entwickeln.
    Extra Licht über eine Leuchte ist dringend erforderlich, wenn es im Anzuchtraum zu dunkel ist. Wir schalten unsere Lampen morgens vor Sonnenaufgang 2 Stunden und Abends ab Sonnenuntergang bis 23h ein.

    Zu wenig Licht oder zu gelbes, rötliches Licht von Glühlampen oder Neonröhren mit zu hohem Rotanteil führt zu einem Vergeilen der Sämlinge mit gelben Blättern. Solche Pflänzchen sind sehr empfindlich, kippen leicht um und werden schnell von Pilzen oder Insekten (Läuse, weiße Fliege etc.) befallen.
    Mit der Lichteinstrahlung entwickeln sich die ersten echten Blätter, man schiebt zunächst die Abdeckung der Töpfe etwas beiseite, sodaß ein kleiner Spalt entsteht. Stoßen die Sämlinge an die Abdeckung an und sind die Samenhüllen abgefallen (eventuell vorsichtig nachhelfen), dann wird die Abdeckung komplett abgenommen.
    Wer die Pflänzchen nun nicht in einem Minigewächshaus stehen hat, muß ab und zu warmes Wasser versprühen, um die notwendige hohe Luftfeuchttigkeit zu erzeugen. Dabei aber nicht die Pflanzen naßsprühen, sondern nur etwas Wasser im Raum vernebeln. Inzwischen gibt es preisgünstige Ultraschall-Nebler mit denen man optimal eine höhere Luftfeuchtigkeit erzielen kann.
    In der Keimphase entwickeln die Pflänzchen leicht lange Stiele, damit sie nicht umkippen und besser bewurzeln, wir nun der Topf bis zum Rand mit Substrat aufgefüllt
    Bewässert wir immer durch Einstellen in eine Schale oder Schüssel mit lauwarmem Wasser.
    Die Temperatur

    Wie bereits erwähnt, sind in der Keimphase hohe Temperaturen erforderlich. Nach dem Auflaufen der Saat, kann man mit der Temperatur deutlich zurückgehen und die Pflänzchen auch nachts kühler stellen. Durch das kühler stellen in der Nacht in Verbindung mit genügend Licht kommt es zum erwünschten gedrungenen Wachstum mit einer guten Wurzelbildung.
    Bevor man mit den vorgezogenen Pflänzchen in ein kaltes Gewächshaus oder gar ins Freiland geht, sollte man sie vorsichtig abhärten. D.h. tagsüber rausstellen, aber nicht gleich in die pralle Sonnen und nachts, wenn die Temperaturen zu kühl sind, erst einmal wieder ins Warme.

    Vereinzeln

    Zunächst hat man mehrere Pflänzchen in einem Topf und sobald sie ihr zweites Paar echter Blätter entwickelt haben, sollte man sie vereinzeln.
    Dazu neigt man den Topf mit den Pflanzchen schräg nach unten und klopft leicht auf den Boden. Jetzt rutscht der komplette Wurzelballen heraus.
    Nie versuchen, die Pflänzchen einzeln herauszuziehen! Dir feinen Wurzeln reißen ab und man hat Verluste!
    Die Pflänzchen werden nun vorsichtig von einander getrennt und etwas tiefer als vorher in etwa 1 Liter große Töpfe gesetzt. Auch hier sollte man dem Substrat Perlite oder goben Sand zusetzen, um eine bessere Drainage zu erzielen.

    Bewässern

    Bewässert werden die kleinen Pflanzen immer durch Einstellen der Töpfe in lauwarmes Wasser. Zwischen den einzelnen Bewässerungsphasen läßt man das Substrat etwas eintrocknen, allerdings nicht soweit, daß die Pflanzen zu welken beginnen
    Das verwendete Wasser sollte nicht stark gechlort sein und darf nicht zu hart sein.
    Düngung

    Die Kultursubstrate sind i.d.R. vorgedüngt, so daß man in der Anfangsphase der Kultur nicht düngen muß. Etwa 2-3 Wochen nach Vereinzeln empfiehlt es sich in das Bewässerungswasser einen flüssigen Volldünger entsprechend Anleitung zu geben. Dieser Dünger sollte ein ausgewogenes Verhältnis von N-P-K haben oder etwas mehr Kalium betont sein. Zu hohe Stickstoffwerte führen zu einem schnellen und unerwünschten Längenwachstum. Entsprechend dem Wachstum der Pflanzen wird im Abstand von 1-2 Wochen erneut gedüngt.
    Gut geeignet sind auch Blattdünger, die man mit der Pflanzenspritze auf die Blätter sprühen kann.
    In der späteren Phase der Kultur eigenet sich sehr die Zugabe von Langzeitdüngern (z.B. Osmocote) in das Substrat. Vor allem Capsicum chinense Arten benötigen für eine gesunde Blattentwicklung Kalzium, das man in Form von Knochenmehl in die Oberfläche des Substrates einmischt.
    Haben die Pflanzen eine gute Größe erreicht, wechselt man auf einen etwas mehr Phosphor betonten Dünger, um eine kräftige Blütenknospenbildung zu erreichen. Jetzt sollte nicht mehr so viel Stickstoff gegeben werden, sonst bekommt man riesengroße Pflanzen, aber keine Blüten!

    Die weitere Kultur

    Entsprechend Wachstumsfortschritt setzt man die Pflanzen in größere Töpfe, die je nach Möglichkeiten vor Ort und dem zur Verfügung stehenden Platz mindestens 8 Liter groß sein sollten. Ausnahme sind einige Zierchilisorten, die in 2 Liter Töpfen auch noch gut zurecht kommen. Wer einen großen Ertrag möchte und genügend Platz hat, sollte an der Topfgröße nicht sparen und bei starkwüchsigen Sorten bis auf Container mit 30 Liter Volumen gehen.
    Ein Auspflanzen in den Garten enmpfiehlt sich nur in sehr milden Gegenden und mit robusten Sorten. Bei regnerischem und kaltem Wetter muß man die Pflanzen dann durch einen Folientunnel schützen können, sonst kommt es zu Verzögerungen im Wachstum oder gar Ausfällen.